Das Versteck, 2013
polystyrene 30 mm, timber 38 x 58 mm


Lamelle: 128 x 6-8 cm
Knoten: 15 x 250 x 80 cm
Rahmen: 200 x 300 x 50 cm
Liege: 68 x 300 x 200 cm
Flügel: 160 x 100 cm
Paravent: 310 x 100 x 47 cm






"Il faut se perdre." (Marguerite Duras)

I. Flucht
Ob aus Angst, aus Sorge oder aus einer Laune heraus - wir haben unsere Gründe: Wir haben etwas zu verbergen. / Wir reißen uns aus dem gewohnten Zusammenhang, verlassen die Welt und ihr Gerede und verschwinden von der Bildfläche. / Wir machen uns unsichtbar, wir sind nicht zu fassen, vielleicht auch nicht mehr für uns selbst. / Wir suchen: das Weite. Das Hier-und-Jetzt verdunkelt sich.

II. Versuch
Missend, vergessend, unbezüglich verweilen wir im Dazwischen. Was sich uns dabei öffnet, ist der Eingang zu einer Passage, in deren Verlauf wir uns entgleiten. In der Verdichtung des Verstecks denken wir über uns hinaus. / Alles Vorgefundene, Zuhandene verwandelt sich uns zu erstem Werkzeug, gibt uns erste Orientierung für Entferntes, ist Stoff für die noch nackte Möglichkeit. In diesem Werden, zu dem wir eine uns fremde Nähe entwickeln, richten wir uns ein: vorläufig, unbestimmt, leidenschaftlich. / Wir schaffen fragile Gefüge jenseits der üblichen Maßstäbe, in ungewöhnlichem Ausmaß, an ungeheuren Stellen, in befremdlicher Gestalt. Im Versteck offenbart sich uns ein Vermessen- und Verwegensein als erstes Moment einer Flucht an die Ränder, eines versuchten Bezugs zum Außen.

III. Verwandlung
Unsere dreisten Blicke, unsere verstohlenen Blicke, unsere heimlichen Blicke. / Sehen wir uns um, ver-stellen wir uns, spielen wir, machen wir uns ruhig etwas vor! / Zerren wir so lange am Rahmen unserer Bilder und Begriffe bis sich ein Spalt auftut, unterlaufen wir den rechten Winkel! / Beginnen wir, unsere sicheren Gründe mit den unbequemen Fragen zu löchern und bereiten wir uns vor für die anderen Antworten; die Ausreden sind längst von uns abgefallen, lesen wir sie später wieder auf! / Kreisen wir mit tastenden Blicken um die Leere, schmiegen wir uns in die Falten des Vorhangs, dringen wir vor in die Risse, lassen wir Lücken!


IV. Entdeckung
Das Versteck kommt ans Licht. Außen und Innen wenden sich einander zu. Das Versteck versteckt sich in der Öffnung des Ausstellungsraumes und tritt gleichzeitig aus ihm hervor. Hülle und Verhülltes geraten aneinander und werden strittig.

Valentin Holger Fath


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Exhibition views, “das versteck
OZEAN, Berlin, 2013


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